
„Wenn ich nicht weiter weiß, dann hilft mir meine Patin bei den Aufgaben. Sie ist für mich da und zusammen schaffen wir das!“, erzählt Christopher seiner Klasse stolz. Einmal wöchentlich darf sich der Schüler in der offenen Ganztagsschule am Nachmittag auf diese Unterstützung von Frau Dr. Müller freuen. Mit Begeisterung deckten die Kinder deshalb den Lernpaten der Grundschule eine Kaffeetafel. Zum Jahresabschluss waren diese eingeladen, das Schuljahr Revue passieren zu lassen und sich untereinander und mit den Lehrkräften der Schule auszutauschen. Lernpaten gibt es an der Grundschule Bad Reichenhall St. Zeno/Marzoll schon seit drei Jahren. Damals war eine dringende Unterstützung der in Deutschland ankommenden geflüchteten Ukrainer das ausschlaggebende Moment. Schnell mussten Hilfe und zusätzliche Ressourcen aktiviert werden. Seither festigte sich die ehrenamtliche Mitarbeit an der Schule immer mehr. Der Begriff Lernpaten ist sehr bewusst gewählt. Weil sich dadurch viele Menschen angesprochen fühlen und ihre Lebenserfahrungen, Professionen und Kompetenzen einbringen können. Im Mittelpunkt steht die Begleitung eines oder mehrerer Kinder im Schulalltag. Lernpaten unterstützen beim Leselernprozess, beim Erlernen des Deutschen als Zweitsprache, im Umgang mit Zahlen oder auch in der Offenen Ganztagsschule bei der Erledigung der Hausaufgaben. Einer Lernpatin ist – bei entsprechender Fähigkeit - die Förderung der Schwimmfähigkeit besonders wichtig, weshalb sie im Schwimmunterricht als Hilfskraft eingesetzt ist. Bei Birnenschmandkuchen und Kaffee erzählten die Lernpaten von ihren Erlebnissen mit den Kindern. „Es ist schön, die Fortschritte der Kinder zu beobachten und zu begleiten“, meinte Herr Arnold. Gleichzeitig wird immer wieder von der Sorge um einzelne Kinder und den eigenen Grenzen in der Tätigkeit gesprochen. Für einige Kinder ist der Bildungsweg schon ab der Grundschulzeit ein sehr steiniger. Da ist es umso besser, wenn man auf diesem Weg von Lernpaten und Lehrkräften geführt und gestützt werden kann. Für den Schulleiter ist das Lernpatenprojekt aber keine Einbahnstraße: „Nicht nur die Kinder profitieren von den Paten. Für viele Paten ist die Tätigkeit auch eine sinnstiftende Aufgabe, die Anschluss an andere Menschen und sozialen Austausch ermöglicht. Gleichzeitig stellen die Lernpaten eine Brücke in die Gesellschaft dar, da sie – natürlich unter Einhaltung der Verschwiegenheitspflicht – erzählen können, wie die Schule mit aktuellen Herausforderungen umgeht.“ Er ist dankbar für die Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit von Seiten der Freiwilligenagentur im Landratsamt. Dort werden Veranstaltungen für Lernpaten angeboten, sodass diese fachlichen Input im pädagogischen oder didaktischen Bereich bekommen und sich für ihre Rolle gestärkt und vorbereitet fühlen. Aktuell helfen an der Schule 10 Lernpaten in allen Jahrgangsstufen mit. Um Lernpate zu werden, erfolgt immer ein Vorgespräch mit der Schulleitung. Wie viel Zeit die Lernpaten einbringen möchten, bestimmen immer diese selbst. Es findet ein enger Austausch mit den Lehrkräften statt, die den Unterricht vorbereiten.